Retinale Blutungen und venöse Stase bei einem 10 Monate alten Säugling nach Sturz?

Zusammenfassung Die vorliegende Kasuistik beschreibt den Fall eines 10 Monate alten Säuglings, der vom Notarzt bewusstlos und intubiert in unsere Klinik gebracht wurde. Anamnestisch gab der Vater an, dass sein Kind von der Couch gefallen sei. Dem hinzugezogenen Augenarzt zeigten sich beidseits eine venöse Stase mit intra- und präretinalen Blutungen in allen 4 Quadranten mit diffuser Einblutung in den Glaskörper, v. a. am rechten Auge, sowie eine beidseitige temporale Netzhautfältelung. Aufgrund der besonderen Befundkonstellation wurde der Verdacht auf ein Shaken-Baby-Syndrom gestellt. Der vorliegende Fallbericht zeigt die große Bedeutung, die typischen retinalen Veränderungen im Falle einer Kindesmisshandlung zu erkennen und zu deuten, um diese aufzuklären und Kinder vor weiterem Missbrauch zu schützen. Darüber hinaus werden die zunehmende Wichtigkeit der Fotodokumentation und der histologischen Aufarbeitung des Befundes aus forensischen Gründen deutlich.